2 Tage Spiel und 4 Tage Heinsberger Spielregion liegen hinter mir und damit auch einige neue Spielerfahrungen.
An Rollenspielrunden habe ich nur 3 Stück mitnehmen können. Zwei davon Demo-runden auf der Messe. Das erste Rollenspiel war 3:16, in einer lustigen 4-Spielerrunde. Sgt. Sex Machine, Corporal Psycho und Trooper Tigerclaw brachen auf um Terra präventiv vor einer Bedrohung durch die Aliens zu schützen. Dass die Aliens sich allein mit Katapulten und Suizidangriffen verteidigen konnten, tat der taktischen Mission keinen Abbruch. Selbst als es darum ging den zivilen Stützpunkt zu säubern, wussten die Marines effizient zu handeln. ("Der Feind hat seine Stützpunkte mit seinem Leben verteidigt. Ob er wollte oder nicht.") Nach mittlerweile 2 Runden habe ich den Eindruck, dass 3:16 ein Spiel ist, das mit viel Gelächter und Albernheit beginnt und im Laufe der Mission(en) immer bitterer und unangenehmer wird. Zumindest liefen beide Runden in diese Richtung. Die anfänglich lächerliche Überzeichnung eines hypermilitaristischen Settings wird zunehmend erdrückender und beklemmender. Es beeindruckt mich zwar wie präzise das Regelwerk als Spiel funktioniert, das Setting und all die Grausamkeit und Mordlust darin macht aus einem Starship-Troopers-Actioner im Verhoeven-stil für mich ein Horrorszenario. Ein fantastisches Spiel, das ich nie wieder spielen möchte.
Auf der Spielemesse selbst konnte ich am Samstag eine Demorunde Barbaren! spielen. Ähnlich wie schon bei 3:16 hatte ich was das Setting und Genre des Spiels angeht im Vorfeld meine Bedenken. Anders als bei 3:16 wurden diese vom Spiel jedoch nicht bestätigt. Barbaren! war für mich leider die größte Enttäuschung der Spielmesse. Hinter dem "Barbaren sind doof und brutal"-Aufhänger schien das Spiel nichts weiter zu bieten. Zumindest weckte der SL bei mir den Eindruck, dass das Buch seine gesamte Spieltiefe mit dem Buchklappentext ausgeschöpft hatte. Für eine lustige Dreiviertel-stunde mit den Kumpels reicht das, für mehr jedoch nicht. Aber hinter der sehr plumpen und flachen Fassade sprangen mir doch zwei Punkte ins Auge. Zum einen eine Regelmechanik die effektiv die Barbaren durch Mord sexuelle Erregung verspüren lässt und umgekehrt durch Sex mehr Aggression und Blutlust verursacht. Eine durchaus verstörende Verknüpfung, die sicherlich nicht ungewollt ist. Aber ob sie in das Genre passt und dort hinein gehört, kann ich nicht beurteilen. Viel interessanter hingegen, und hier kann ich nur spekulieren, wie beabsichtigt dieser Effekt am Spieltisch ist, war der Umgang mit den andersgeschlechtlichen NSCs im Spiel. Die barbarische Beute der Frauen, besser gesagt der Weiber, hat mich sehr amüsiert. Hier wurde, absichtlich oder nicht, die unter Rollenspielern so weit verbreitete Unfähigkeit und Ahnungslosigkeit mit dem anderen Geschlecht vorgeführt. Es war beeindruckend mitanzusehen wie der SL damit rang den "Weibern" mehr Unterscheidbarkeit als ihre Haarfarben zu geben und kläglich scheiterte. Vielleicht spornt dieser Moment der schamerfüllten Ahnungslosigkeit den einen oder andern an, mal ein wenig darüber nachzudenken was es mit dem Mysterium "Frau" denn wirklich auf sich hat. Vielleicht jedoch und das ist meine größte Befürchtung und der Grund weshalb ich von dem Spiel so enttäuscht bin, ist Barbaren! lediglich das Mario-Barth-Fantasy-Rollenspiel.
Wie bereits im letzten Eintrag erwähnt, hatte ich auch die Möglichkeit das neue Warhammer Rollenspiel auszuprobieren. Die wichtigsten Eindrücke stehen dort. Kurz und knapp: die Vorwürfe der Verbrettspielung sind vollkommen falsch und einfach nicht zutreffend. WFRP3 ist nicht mehr Brettspiel als jedes andere Rollenspiel mit Würfelpoolsystem. Die Unterschiede zur vorherigen Edition finden sich allein in den Überlebenschancen der Helden (sie sind jetzt höher) und der Verlagerung der taktischen Kampfentscheidung (Einteilung der Ausdauer statt Positionierung der Figur) statt. Ansonsten sind die Veränderungen rein kosmetischer Natur. Selbst der Umschwung von einer rein zufallsbasierten Charaktererschaffung zu einem schlichten Point-Buy-Charakterbau ist zwar wie ich finde saudumm und nutzlos, aber dank der noch immer sehr grossen Varianz im Würfelsystem, nur eine oberflächliche Veränderung des Spielgefühls.
In Teil 2 werde ich über einige Brettspiele schreiben, die ich gespielt habe.
Donnerstag, Oktober 29, 2009
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8 Kommentare:
Danke für die Berichte. Zu Warhammer habe ich ja schon was geschrieben.
Als ich 3:16 ausprobiert hatte - bzw. Charaktere erstellt waren, hatte ich schon keine Lust mehr auf das Spiel. Ich finde einfach keinen Gefallen daran, "kreativ" zu töten. Es kommt also erst gar kein Spaß auf, der mir im Hals stecken bleiben könnte. Du nanntest es "Horrorszenario"; das trifft es ziemlich gut.
Schade, dass Dir Barbaren! nicht gefallen hat. Ich habe mich schon sehr gefreut, dass es erschienen ist. Ich werde mir mal ein paar weitere APs anschauen. Wahrscheinlich muss man es "ganz oder gar nicht" spielen. Wobei "ganz" sicherlich Barthesque bedeutet.
yo
Danke, das klingt alles sehr interessant.
Je mehr ich über das neue Warhammer lese desto mehr kristallisiert sich bei mir folgender Eindruck heraus: Ähnlich wie D&D4 ist es bestimmt ein sehr gutes Spiel - aber nicht MEIN spiel. Ohne es gespielt zu haben scheint es irgendwo zwischen Descent und dem WHFRP2 zu liegen, aber das kannst du wahrscheinlich besser beurteilen.
Auf die Brettspiele freue ich mich
Ich denke der Vergleich zu D&D4 ist irreführend. Sicherlich hat WFRP3 viel Kram und Pöppel, allerdings greifen die Regeln weit weniger eng ineinander als bei 4E.
Die Änderungen sind vor allem kosmetisch. Inhaltlich und vom Spielablauf her unterscheidet sich v3 kaum vom Vorgänger.
Es ist halt sehr viel mehr Spiel, als "Ein Buch und gut ist". Wenn das schon reicht, um dich abzuschrecken, dann gut. Aber ich halte es für ein sehr nettes Facelift für ein Rollenspiel, dass schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Mir ging es nicht um einen Vergleich in dem Sinne wie du es verstehst - nur das beide Spiele GUT sind, aber nicht MEINS sind.
Tatsächlich bevorzuge ich Spiele bei denen der Grundsatz gilt "Ein Buch und gut ist", dennoch würde ich das Spiel auf jeden Fall ausprobieren wollen bevor ich entgültig entscheiden würde. Du findest es also besser als die 2nd edition? Du gehst immer sehr stark auf die kosmetischen Unterschiede ein, weniger auf die inhaltlichen / mechanischen unterschiede, da würde ich gerne mehr hören.
Das liegt daran, dass die inhaltlichen Unterschiede so gering waren, dass sie nicht ins Gewicht fielen. Auch mechanisch ist mit dem Würfelpool fast alles wichtige gesagt. Dass die Battlemap fehlt und man nun Fatigue/Stress ansammelt, wenn man sich überanstrengt, fällt ebenfalls nur anfangs kurz auf.
Deshalb verwundert mich dieses Gerede von "ganz anderes Spiel" und "nicht Rollenspiel genug" auch so sehr. Die Unterschiede sind oberflächlich. Das Spielgefühl wird nur sehr dezent verändert, in dem Charaktere nicht mehr durch kritische Verletzungen völlig verändert werden und die Überlebenschancen in einem Kampf jetzt höher sind.
Mehr ist das nicht. Ich denke zu viele WFRP2-Spieler reden sich hier aufgrund der aufgebohrten Aufmachung gravierende Unterschiede im Spiel ein, die in Wahrheit gar nicht auffallen. Würde man das Ding in ein einzelnes Buch pressen und lediglich mit einem Satz Würfel verkaufen, würde kaum jemand mit der Wimper zucken. Die Karten, Plättchen und Tokens sind nett, hilfreich und geben dem Spiel eine haptische Dimension.
Ansonsten ändert sich da sehr wenig.
Okay, dann mal anders gefragt: Wenn mich das Optisch/haptische Element eher nicht interessiert bzw. mir relativ egal ist, was wäre deiner meinung nach der Grund, mir das Spiel zu holen? What's the pitch in your opinion?
Ich denke nicht, dass du es dir holen solltet. Nicht weil die optische und "haptische" Seite der neuen Edition das einzige ist, was WFRP3 ausmacht; sondern weil vieles darauf aufbaut.
Die Investition lohnt sich schlicht und ergreifend nicht, wenn einem diese Punkte egal sind. Wem sie - wie mir - das Spielgefühl bereichern, der wird die darauf aufbauenden Besonderheiten zu schätzen wissen. So animiert das Würfelsystem durchaus zu mehr Beschreibung. Die leicht abstrahierte Darstellung der Kampfsituation erlaubt flüssiger und flexibler zu kämpfen. Die Fatigue/Stress-Regeln eröffnen interessante und sehr charakter-nahe taktische Überlegungen, die ich (jetzt da sie eingesickert sind) irgendwie spannender finde, als das Positionieren und Manövrieren, wie man es von der Battlemap kennt.
Diese Dinge kann man sicherlich auch ohne das bunte Drumherum haben, aber sie ergänzen sich finde ich sehr gut. Und wenn man nicht gerade 80€ locker hat, sollte man sich WFRP nur holen, wenn man das auch so sieht.
Hmmm... okay, danke. ich werde erstmal abwarten bis ich es irgendwo Probespielen kann...
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