Es ist einer von vielen weit verbreiteten Mythen im Rollenspiel, dass es beim Rollenspiel keine Gewinner und Verlierer gibt. Dass man gewinnt, wenn alle Spaß haben und verliert, wenn dem nicht so ist.
Das ist falsch.
Bei einem Rollenspiel kann man sehr wohl gewinnen und auch verlieren. Man muss sich nur klar machen, dass Gewinner und Verlierer nicht wie Berg und Tal von einander abhängen, d.h. dass ein man nicht dadurch zum Gewinner wird, weil die anderen Verlierer sind. Man gewinnt ein Spiel, in dem man das Ziel des Spiels gemäss den Regeln erreicht. Bei den meisten Spielen schliessen sich die Ziele der einzelnen Spieler gegenseitig aus. Es kann nur dann ein Spieler sein Ziel erreichen, wenn es ein anderer nicht tut. In diesen Spielen ist es tatsächlich so, dass man nur Gewinner sein kann, wenn jemand anders verliert. Aber wie einige Spiele der jüngeren Zeit beweisen, kann man auch Spielerziele so setzen, dass sie sich nicht gegenseitig ausschliessen. Spiele wie Herr der Ringe, Schatten über Camelot und auch andere ermöglichen den Spieler gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten, dessen Erreichung das Gewinnen des Spiels darstellt.
Beim Rollenspiel ist es genauso. Die Spieler haben ein Ziel auf das sie hinspielen. Eine der Besonderheiten des Rollenspiels kommt hier ebenfalls zum Tragen: das Ziel kann sich in jeder Spielrunde anders darstellen (auch und gerade wenn es was die Spieldynamik angeht immer das gleiche ist). Bei fast allen Brett- oder Kartenspiel en ist das Ziel in jeder Gruppe und in jeder Runde gleich. Sicher kann man das Spiel wider den Regeln spielen, um sich eigene Ziele zu setzen. Aber wenn man das nicht tut, dann spielen die Spieler jedesmal auf das gleiche Ziel zu. Bei einem Rollenspiel hingegen drückt sich das Ziel, dass es zu erreichen gilt, von Spielrunde zu Spielrunde anders aus.
Es kann sich dabei um das Lösen einer großen Aufgaben handeln ("Das Auffinden eines Verbrechers."), um das Erreichen einer bestimmten Position des Charakters ("Aus dem Laufburschen wird ein einflußreicher Händler.") oder um eine Vielzahl anderer Dinge. Die Regeln unterstreichen das Erreichen eines solchen Zieles für die Spieler. Meist werden sie damit belohnt, dass sie zusätzliche Handlungsoptionen erlangen, d.h. mächtiger werden.
Allerdings gibt es auch Spiele bei denen die Spieler allein durch die Wertschätzung der erspielten Ereignisse belohnt werden. Vor allem Spiele wie Dogs in the Vineyard und Primetime Adventures leben davon, dass der Spieler nach dem Spiel (oder auch währenddessen wenn sich die Möglichkeit gibt) die Ereignisse des Spiels betrachtet und sich daran erfreut, wie er es etwa an einem Gemälde, einem Buch oder guter Musik tut. Vor allem wenn er bei der Erschaffung selbst beteiligt war.
Die Spieler gewinnen, wenn sie ihr Ziel erreichen. Es ist letztendlich das Erreichen dieses Ziels, dass dazu führt, dass die Spieler für ihr Handeln belohnt werden. Es ist diese Belohnung an der man sich erfreut und wegen der man Spaß hat. Deshalb sollten Spiele klare Ziele liefern und deshalb muss jeder Spieler sich bewusst sein, welche Ziele er in dem Spiel verfolgt (und das Spiel bzw. die Spielrunde das Erreichen des Ziels zu belohnen weiß). Wenn dem nicht so ist, leidet die Spielrunde darunter und sie macht keinen Spaß.
Donnerstag, Dezember 14, 2006
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