Eine der reizvollsten Eigenschaften eines Rollenspiels ist die Interaktion zwischen Menschen am Spieltisch. Rollenspiel sind auf eine gewisse Art Konversations-spiele und die Tatsache dass man sich mit anderen Leuten austauscht und sich Dinge gemeinsam vorstellt, ist die große Stärke des Hobbies. Es ist etwas was Computerspiele nur in sehr begrenzter Form (VoIP) liefen können. Die wenigsten Brett- oder Kartenspiele machen so starken Gebrauch vom Vorstellungsvermögen der Teilnehmer, auch wenn es viele Spiele gibt, die ähnlich auf Kommunikation zwischen den Spielern bauen. Für das passive Erleben einer Geschichte bieten sich weit bessere Möglichkeiten (Film, Theater, Literatur). Rollenspiel kann reaktiv gespielt werden, es ist aber nicht für Passivität konzipiert.
Daraus folgt das jeder Vorgang der die Interaktion der Spieler unterbindet oder verhindert, das Spiel aufhebt und damit dem Spielspaß schadet. Dabei muss man jedoch beachten, dass damit nicht jede Form der Kommunikation am Tisch gemeint ist. Nicht alles was am Tisch gesagt und getan wird, ist spielrelevant. Das ist von Spiel zu Spiel verschieden.
Wenn die Spieler jedoch nicht die Möglichkeit haben spielrelevante Entscheidungen zu fällen, so kann es keine Spielinteraktion geben und damit kein Rollenspiel. Mit spielrelevanten Entscheidungen meine ich nicht nur Handlungen, die vom Regelwerk erfasst werden, sondern speziell Spielhandlungen, die auf das gemeinsame Spielziel ausgerichtet sind. Man stelle sich eine Paranoia-Runde vor, in der es nicht möglich gegen andere Spieler zu intrigieren oder eine Warhammer-Runde in der man keinen Konflikt eingehen kann.
Sowohl falsche Entscheidungen des SLs als auch schlecht designte Spielregeln können dazu führen, dass Spieler von der Interaktion ausgeschlossen werden.
Diese Ausgrenzung wird jedoch traditonell mit dem Verlieren des Spiels verknüpft. Wer verliert, ist draussen und darf nicht mehr mitspielen. Heißt dass, das man im Rollenspiel nicht verlieren dürfen sollte, damit es ein Rollenspiel bleibt bzw. Spaß macht? Mitnichten. Man kann verlieren, bzw. versagen und trotzdem an der Spielinteraktion beteiligt sein. Entweder in einer veränderten Rolle oder indem ein neuer Spieldurchgang beginnt, bei dem sowohl Gewinner als auch Verlierer beteiligt sind.
Ein gut laufendes Rollenspiel darf keine längerfristigen Ausgrenzungen durch SL-Entscheidungen oder "Niederlagen" beinhalten. Ausgegrenzte Spieler sind lediglich Publikum und nicht mehr Teil des Hauptmotors einer Rollenspielrunde: der Interaktion.
Donnerstag, Oktober 19, 2006
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen