Fury of Dracula (FoD) ist ein Brettspiel, das ursprünglich von Games Workshop produziert und nun von Fantasy Flight Games neu aufgelegt wurde. Die gleiche Firma, die bereits das Doom Brettspiel, Descent, Arkham Horror und Twilight Imperium veröffentlicht hat. Diese Spiele zeichnen sich vor allem durch ihre aufwändige Aufmachung und für deutsche Verhältnisse komplexen Spielvorgänge aus. Ausserdem gibt es in der Regel eine beeindruckende Anzahl an Karten, Plättchen und/oder Figuren, die man zum Spielen braucht. FoD liegt mit seinen 45 Plättchen und den insgesamt 120 Karten eher im unteren Mittelfeld, was die Spiele von Fantasy Flight Games angeht.
Das Spiel ist quasi-kooperativ. Ein Spieler spielt Dracula, der durch das Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts reist und versucht Vampire zu erschaffen, um die Menschheit zu unterwerfen. Aristokraten halt. Vier Charaktere (Lord Godalming, Dr. Seward, Van Helsing und Mina Harker) aus dem bekannten Buch arbeiten zusammen, um ihn daran zu hindern. Dazu müssen sie ihn aufspüren und anschliessend im Kampf schlagen. Das Spiel wirkt auf den ersten Blick wie ein aufgetakeltes Scotland Yard, aber beim genaueren Hinsehen erkennt man dass alle Teilnehmenden eine weit größere Handlungsbreite besitzen. Das Zusammenspiel der verschiedenen Karten und Plättchen, sowie den unterschiedlichen Vorgehensweisen, die Dracula wählen kann um das Spiel zu gewinnen, fordern so einiges von den Spielern.
Die Spannungskurve des Spiels empfand ich als sehr gelungen. FoD ist ein Spiel, das langsam aber stetig an Intensität gewinnt. Beide Seiten müssen Strategien entwickeln, um an ihr Ziel zu gelangen. Durch die verschiedenen unvorhersehbaren Elemente im Spiel ist man aber auch gezwungen, seine Strategie in der Regel mit jedem Zug der Gegenspieler anzupassen. Man ist als Dracula-Spieler immer am Verfeinern, Anpassen und Variieren der eigenen Strategie. Da es als Dracula-Spieler nicht nötig ist mehr als eine begrenzte Zahl an Zügen voraus zu planen - in der Regel sind es zwischen 4 und 7 - ist man durchgehend am Spielgeschehen interessiert bzw. beteiligt.
Die Jäger hingegen müssen zu Beginn ein sehr weit gefasstes Netz auswerfen, um Dracula auf die Schliche zu kommen, und ihn dann gezielt anzugreifen und im Kampf zu erlegen. In der Regel dauert es etwa 4 oder 5 Züge, bis man Draculas Spur entdeckt hat. Als Jäger springt die Spielintensität schnell hin und her. Fühlt man sich zu Beginn noch machtlos, da Dracula überall in Europa sein kann; so packt einen schnell das Jagdfieber, wenn einer der Spieler in eine Stadt gelangt die Dracula vor kurzem besucht hat. Das ganze kann sich sogar steigern, wenn man Draculas Standort mehr oder minder genau kennt und auf eine direkte Konfrontation mit ihm aus ist.
Der stetige Wechsel zwischen strategischer Planung und taktischen Entscheidungen als Dracula-Spieler macht das Spiel sehr reizvoll. Als Jäger bemerkt man einen sprunghaften Spannunganstieg, sobald man Dracula auf den Fersen ist. Die Art und Weise, wie sich diese beiden Spannungskurven bei dem Spiel gegenseitig beeinflussen ohne dabei offensichtlich und durchschaubar zu sein, ist bemerkenswert. Obwohl die Handlungen der beiden Gruppen (Dracula und Jäger) nicht darauf abzielen, das Gegenüber zu unterhalten oder zu bespaßen, entsteht eine Spielsituation, die für alle Beteiligten Handlungsmöglichkeiten liefert und Spielspaß erzeugt. So wie es bei jedem guten Spiel sein sollte.
Donnerstag, Oktober 12, 2006
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