Mittwoch, September 09, 2009

Warum Storyteller keine Ahnung haben

Definition - Storyteller: Jemand, der Rollenspiele spielt, um am Ende ein Abenteuer gespielt zu haben, dass sich rückblickend als gut geformte Geschichte präsentieren lässt.

Storyteller (oder auch Narrativisten, Erzählonkel, etc.) haben sich in letzter Zeit ziemlich viel anhören müssen, was ihre Spielweisen, Vorlieben und ihr Rollenspielverständnis angeht. Nicht alles davon war ungerechtfertigt. Schließlich vergessen Storyteller eine simple Wahrheit übers Rollenspielen:

Niemand spielt Rollenspiele, um eine Geschichte zu erleben.

Eine durchaus komplexe Aussage, weshalb ich sie gerne wiederhole.

Niemand.
Spielt Rollenspiele.
Um eine Geschichte.
Zu erleben.

Rollenspiele wegen ihrer Geschichte zu spielen, ist wie Filme wegen der Special Effects zu schauen. Oder Videospiele wegen ihrer Grafik zu spielen. Oder Musik wegen ihrer großen Beliebtheit zu hören. Das ist etwas für Leute, die einfach grundlegend nicht verstanden haben wofür die Sache da ist, mit der sie sich da beschäftigen.

Das ist jedoch nicht gleichbedeutend mit der Behauptung, dass diese "Geschichte" fürs Rollenspiel unwichtig ist. Ganz im Gegenteil. Sie ist sogar unverzichtbar, um aus einem netten Zeitvertreib eine erfüllende Freizeitbeschäftigung zu machen. Erst durch eine Geschichte ist es möglich dem Spiel eine (inhaltliche und emotionale) Komplexität zu verleihen, die einen selbst dann noch zu unterhalten weiß, wenn man sich nicht in die geistige Pubertät versetzt.

Eine Geschichte hat im Rollenspiel einen großen Einfluss auf die Qualität des Spielabends. Sie ist gewissermassen die wichtige Zutat, die aus einem abstrakten Konfliktspiel eine gemeinschaftliche Aktivität macht, die einen emotional vielfältig ansprechen kann. Nun ist eine emotionale Reaktion während einer Freizeitbeschäftigung weder ungewöhnlich noch ungewollt. Im Gegenteil: gute Spiele zeichnen sich sogar dadurch aus, dass die Spieler mitfiebern und um den Sieg bangen. Man sucht und genießt das Auf und Ab wenn der Sieg mal dem einen und mal dem anderen Spieler sicher ist. Ohne diese emotionale Komponente wären sämtliche Spiele nur ein dröges Durchexerzieren irgendwelcher Regeln.

Rollenspiele zeichnen sich nun dadurch aus, dass sie durch eine Geschichte die Bandbreite an emotionalen Reaktionen um ein Vielfaches erweitern können. Es ist nicht mehr allein die Frage nach Sieg oder Niederlage, die den Motor für den Spielgenuss liefert. Man kann mit dem Schicksal von Charakteren mitfiebern, ohne dass man um sich selbst bangt. Man kann sich an der Komplexität der Spielwelt erfreuen und all den Situationen, die für diese Spielwelt typisch sind. (Hier werden den ersten vielleicht schon Begriffe wie Immersion oder gar Simulationismus im Kopf herumschwirren. Aber das sind begriffliche Irrlichter.)

Hier sollte einem auffallen, dass diese Bandbreite an emotionalen Reaktionen für viele Leute der Grund ist zu einem Roman zu greifen, sich einen Film anzuschauen, Musik zu hören usw. usf. Es ist diese Bandbreite an Erfahrungen (und in einigen Fällen auch der persönliche Wissensgewinn der darauf aufbaut), die viele Leute dazu bringt sich mit erzählenden Medien auseinanderzusetzen. Es ist genau diese Parallele, die den oben erwähnten Storyteller, auf die falsche Fährte lockt und glauben lässt, dass das Rollenspiel ebenfalls ein Erzählmedium ist und noch dazu ähnliche und vergleichbare Erzählstrukturen nutzt. Sei es nun Plotaufbau, Genreabgrenzung oder ähnliches.

Das ist jedoch ein Irrtum. Geschichten sind im Rollenspiel das Mittel mit dem man Spielgenuss erreicht, sie sind jedoch nicht das Ziel des Spiels.

Wenn Storyteller sich nun darauf versteifen, dass sie ein ganz anderes, ganz eigenes Hobby spielen, dann zeigen sie damit nur, dass sie die Mittel des Spiels für das Ziel halten. Auch und gerade, wenn die Regeln eines Rollenspiels abdecken sollen welcher Spieler was erzählen darf oder wenn die Regeln abdecken sollen, welche typischen Elemente einer Geschichte ins Spiel wie und wann eingeflochten werden. Gerade in diesen Spielen wird der Gruppe/dem SL lediglich ein feineres Werkzeug in die Hand gelegt, mit dem die Geschichte feiner und differenzierter in das Rollenspiel eingebracht werden kann. Aber zu keinem Zeitpunkt geht es darum eine Geschichte zu formen oder sie zu erleben. Es geht weiterhin allein um das Rollenspiel wie man es kennt und schätzt. Es gibt keine zwei Klassen. Es gibt keine zwei unterschiedlichen Hobbies.

Wer sich als Storyteller ganz der Dramaturgie, dem Genre oder dem Plotaufbau einer Geschichte verschreibt, der verwechselt einfach nur das Gewürz mit der Mahlzeit und muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er nicht weiß wie man kocht.

22 Kommentare:

Drak hat gesagt…

Was ist mit Leuten, die es genießen, wenn das was sie tun spannend wird?

Wir entschließen uns, den Händler zu überfallen. Eine spannende Geschichte wird es dann, wenn wir Opposition treffen oder vor schweren Entscheidungen stehen oder ähnliches.

Ohne die eigene Entscheidungsfreiheit wäre das eine nichtinteraktive Erzählung. Ohne die Spannung und Dramaturgie wäre es langweilig.

Heißt das, dass du mit Storyteller jemanden meinst, der denkt, dass Rollenspiele *nur* dazu da sind, eine Geschichte zu erleben? So ähnlich wie Sandboxer behaupten, dass Rollenspiele nur echte Rollenspiele sind, wenn die SL keine Dramatugie einfließen lässt? Und Schauspieler behaupten, dass Rollenspiel nur dann Rollenspiel ist, wenn man seinen Charakter realistisch ausspielt? Und ... :)

Und: Wenn Geschichten das Gewürz sind, was ist die Mahlzeit?

Und wenn es zu keinem Zeitpunkt darum geht, eine Geschichte zu formen, wie können dann Geschichten Teil des Spiels sein? (... OK, das ist jetzt Haarspalterei, ich will damit nur darauf hindeuten, dass der sehr platte Satz von dir dem Rest widerspricht :) )

Was mir bei dir noch fehlt ist der Punkt, dass in Rollenspielen alle gemeinsam die Geschichte schreiben. Dadurch hebt es sich deutlich von Büchern und Filmen ab. Das andere Extrem wäre Improvisationstheater.

PS: Genreabgrenzungen sehe ich persönlich nur als ein Mittel, mit dem Leser abschätzen können, ob ein bestimmtes Buch für sie interessant sein mag.

Georgios hat gesagt…

Die Mahlzeit ist, wenn man so will, der Akt des Rollenspielens selbst. Man spielt nicht Rollenspiele um irgendwas zu erreichen oder um irgendwas zu erschaffen. Man spielt Rollenspiele um Rollenspiele zu spielen, weil man daran Spaß hat.

Woran man am Rollenspiel Spaß hat, das ist verschieden. Aber wer sich beim Spielen dem Mittel der Geschichte bedient, eröffnet damit das Rollenspiel für sehr viele unterschiedliche Spaßquellen. Aber wer das Spiel auf die Geschichter herunterbricht, der macht meiner Meinung nach einen groben Fehler.

Anonym hat gesagt…

Hm, nun, wie sag' ich es nur?
Aus Zeitmangel fasse ich mich kurz:

Wir spielen Rollenspiele, um eine Geschichte zu erleben - und das seit 18 Jahren.

Eine nicht sehr komplexe Aussage, aber ich wiederhole sie gerne.

Wir.
Spielen Rollenspiele.
Um eine Geschichte.
Zu erleben.

Mit schmunzelnden Grüßen,

cyberfrog

Georgios hat gesagt…

Könntet ihr euch auch vorstellen Geschichten anders als im Rollenspiel zu erleben?

Wenn nein, dann spielt ihr nicht Rollenspiele um Geschichten zu erleben, sondern spielt Rollenspiele und genießt das was Geschichten dem Rollenspiel zufügen.

Und das seit 18 Jahren.

Anonym hat gesagt…

Ich verstehe den Punkt nicht. Rollenspiel ohne Story funktioniert doch überhaupt nicht.

Und für mich ist Rollenspiel ein Interaktiver Roman/Film...

Irgendwie statuiert dieser Blogpost irgendwas, nämlich dass Storyteller blöd sind. Was denn besse rist, oder der Gegenpol dazu, oder "warum" das schlecht sein soll erschliesst sich hier nicht für mich ?!

Keine Kritik oder Flame hier! Ich mag nur verstehen was der Autor hier sagen will ???

Georgios hat gesagt…

@8t88

Ich spreche ja auch nicht davon Story auszulassen. Mir ist Story immens wichtig. Ein Rollenspiel ohne Story würde mir einfach keinen Spaß machen.

Aber es geht mir hier darum, ob man das Erschaffen einer Geschichte als Ziel des ganzen Unterfangens versteht und sein Spielverhalten entsprechend ausrichtet. Ich bin der Meinung, dass Leute, die das tun (ich nenne sie hier Storyteller), ein stark verzerrtes Bild vom Rollenspiel haben und darum eben nicht übers Rollenspiel reden, sondern übers Geschichtenerzählen mit Rollenspielmechanismen.

Schlimmer noch (und das zeigt cyberfrogs Kommentar sehr schön), es macht sich ein seltsames Verständnis davon breit, welche "Ziele" man beim Rollenspiel verfolgt und so entsteht ein halb-babylonisches Begriffs-tohuwabohu, dass sich mit schöner Regelmäßigkeit zu Flamewars und Internetfehden hochschaukelt.

Oder anders gesagt, Storyteller machen einen fundamentalen Denkfehler wenn sie sich mit Rollenspielen beschäftigen. Die meisten Rollenspieler mögen und geniessen die Geschichte am Rollenspiel, aber sie richten ihr Spiel nicht darauf aus. Denn genau das hebelt ja die Absicht aus ein Rollenspiel zu spielen.

(Man denke nur an Forge-spiele wie Primetime Adventures, Dogs in the Vineyard oder auch Sorcerer... die erst richtig aufblühen, wenn man sie als Rollenspiele spielt und nicht Storybau-beschäftigungen.)

Anonym hat gesagt…

Ich spiele einige Rollenspiele, um eine Geschichte zu erleben.
Und ja, die könnte ich - sofern sie auf anderen Medien existieren würde - auch als Hörbuch, im Kino, im Roman oder sonstwo erleben.
Nur ist der "Spielleiter" in diesem Falle eben kein Romanautor, kein Regisseur oder irgendwas - er denkt sich eine Rollenspielgeschichte aus, die wir dann spielerisch erleben.
Und ich bin durchaus auch bereit, Kontrollverlust zu erleiden, damit der "Autor" seine Geschichte an den wesentlichen Stellen übermitteln kann.

Allerdings spiele ich andere Rollenspiele auch, um des Spiels willen. Also mit "Wettbewerbsgedanken", um "den Auftrag" zu erledigen und zu schauen, ob wir das trotz der Opposition hinbekommen.
Wieder andere Rollenspiele spiele ich, um eine möglichst plausible Welt zu erleben und mich darin zu verwirklichen, weil es die Welt ist, die so interessant ist.
Primetime Adventures spiele ich zum Beispiel NUR, um die gegenseitige Inspiration zu erleben, wenn die Spieler sich gegenseitig inspirieren und gemeinsam auf die tollsten Ideen für eine Kampagne kommen. Da ist mir der anschliessende Spielverlauf vollkommen egal.

Aber ich schaue auch manche Filme wegen der optischen Effekte, manche wegen der Story, manche wegen dem Schauspieler und manche, um mich zu amüsieren.
Und andere schaue ich, um mich darin zu verlieren.

Komisch, nicht?

Dabei kann ich Dir jetzt nicht mal sagen, dass ich ein bestimmtes Setting für ein bestimmte Art, mit dem Rollenspiel umzugehen, verwende.

Anonym hat gesagt…

Nachtrag zum "ich spiele einige Spiele"...

1. um nicht anonym zu erscheinen: Boba von Tanelorn

2. ist mir noch was eingefallen...
Ich spiele einige Spiele sogar nur, weil mich die Rollen darin interessieren, bzw. die Welt, in denen diese Rollen dann existieren.
Dazu gehört zB fading suns.
Da ist es mir egal, ob die entstandene Geschichte daraus gestaltet wurde, dass ich die vorgeplante geschichte des Spielleiters gespielt habe oder eben durch interaktion selbst mitgespielt habe.
da ich die welt sehr fasinierend finde, spiele ich eben gern darin eine rolle.
und dabei ist mir das mitgestaltungsrecht weniger wichtig, als die tatsache, dass die wahrgenommene geschichte möglichst faszinierend ist. Theoretisch würde ich sogar "gar nicht mitspielen" können und einfach dabei sitzen und mit zuhören. Auf den tanelorn treffen mache ich das sogar immer mal wieder.

Klar kann man jetzt bei einigen dieser Dinge ausschliessen, dass es gar kein Rollenspiel mehr ist (beim zuhören ist es das definitiv nicht mehr) - aber wisst ihr was?
Das ist mir doch egal. Was da stattfindet, ist das ausspielen von rollen und wenn ich auch nur wahrnehmend teilgenommen habe, erachte ich das irgendwo schon als Teilnahme am Rollenspiel (Teinahme ungleich Mitwirken).

Aber ich gehe auch sehr gern ins Theater... ;)

Georgios hat gesagt…

@boba
Ich denke, "Story" - "Auftrag"/"Wettbewerb" ist ein vollkommen falscher Gegensatz. Diese Art von Story/Geschichte meine ich überhaupt nicht. So wie ich den Begriff benutze, ist ein Auftrag lediglich ein Teil der Geschichte.

Anonym hat gesagt…

Nach Rücksprache mit Spielkollegen:

Ja, wir könnten uns vorstellen, Geschichten auch anders als im (Tisch)Rollenspiel zu erleben.
Beispielsweise bei einem Murder-Mystery-Abend.

Laut Feedback besagter Spielrunde spielen wir eine Geschichte die wir mit Rollenspielwerkzeugen verändern.

Am Rande, Cyberfrogs Charaktere traten unlängst bei BRP-Aventurien und Savage Worlds-Midgard nach gewagten taktischen Manövern einigen mächtigen Antihelden in den Hintern, um anschließen bei Cthulhu Angst zu haben, eine Kellertür zu öffnen. Eine Story war stark gescriptet, die zweite ziemlich offen und die dritte fast schon sandboxing.
Nebenbei, das lanweiligste Erlebnis war ein D&D-Kaufabenteuer, das nur aus einer Abfolge von Kämpfen bestand (den Namen müsste ich erst recherchieren).
So viel zu Thema Kochkurs :-)

Liebe Grüße,
Cyberfrog, der sehr froh ist, dass jahrelang niemand gemerkt hat, dass er nicht kochen kann.

Anonym hat gesagt…

Völlig richtig (und das zeigt Georgios Text/Kommentar sehr schön), es macht sich ein seltsames Verständnis davon breit, welche "Ziele" man beim Rollenspiel verfolgen soll/muß und so entsteht ein „heiliger Krieg“, der sich mit schöner Regelmäßigkeit zu Flamewars und Internetfehden hochschaukelt.

Eigentlich wusste ich gar nicht, dass ich theoriephilosophische Ziele beim Rollenspiel zu verfolgen habe. Ich dachte immer, das wichtigste an einem geselligen Spieleabend unter Freunden, ist es (und somit das Primärziel, wenn ich denn schon eines haben muß), daß jeder in der Spielgruppe Spaß hat , auf welche Art auch immer.

Nebenbei, es ist gar nicht möglich Rollenspiel falsch oder richtig zu betreiben, die Spieler können sich lediglich langweilen oder amüsieren, unabhängig davon WIE man es spielt. Alles andere ist (für mich und eigentlich alle Anderen, mit denen ich in 2 Jahrzehnten gespielt habe) absolut unwichtig.
Es ist keine beinharte Wissenschaft, es ist kein Kampf bei dem es um Leben oder Tod geht, es ist nur eine harmlose Freizeitbeschäftigung unter vielen , die ein jeder so betreiben möge, wie se ihm (und seinen Freunden) Spaß macht – allen wissenschaftstheorethischen erhobenen Zeigefingern im Internet zum trotz!

Ich bin in einigen Spielgruppen aktiv tätig, die verschiedene Spielstile bevorzugen und hatte noch nie ein Problem damit, mich hinzusetzen und loszuspielen. Das einzige, was immer im Vorfeld geklärt wurde, war die Stimmung: „Nach welche Art von Rollenspiel steht uns momentan der Sinn?“

Insofern bin ich meinen Mitspielern dankbar, dass sie mir jahrelang Spielspaß vermittelt haben, anstatt mich mit selbstdarstellerischen Theoriegebrabbel und Spielartkrieg zuzukleistern.

Ansonsten: Was Boba sagt.

Liebe Grüße,

ein schmunzelnder Cyberfrog – der lieber stundenlang spielt, als darüber stundenlang zu labern :-)

Georgios hat gesagt…

Cyberfrog, du musst nur mal aufhören süffisant in dich rein zu schmunzeln und dann würdest auch du kapiern, dass wir ein und das selbe sagen und nur unterschiedliche Worte zu benutzen.

Es geht mir allein darum zu sagen, dass eine Geschichte im Rollenspiel toll zu finden und haben zu wollen einen noch nicht in ein ganz anderes Hobby verschlägt. Das passiert erst, wenn man "Geschichten erschafft und dafür das Medium Rollenspiel benutzt". Allerdings denke ich, dass das auf die wenigsten Rollenspieler zutrifft.

Die spielen nämlich, wie auch ich, lieber einfach nur Rollenspiele anstatt sich komplizierte Genre- und Plottheorien anzueignen und diese irgendwie mit seinem Rollenspiel hinterherzuhecheln.

Anonym hat gesagt…

Fang die Friedenstaube, Bruder im Glauben!
Es lag mir fern dich unfreundlich zu kritisieren, ich bekam anfänglich möglicherweise einen falschen Eindruck ob deines Textes.

Nach zweimaligem Lesen incl. Postings und einem ordentlichen Schub flüssig-heißen Koffeins offenbart sich mir das Ganze etwas klarer und entspannter.
Wir mögen wohl (fast) die gleichen Ziele haben (ja, du bist Schuld, daß ich jetzt plötzlich Ziele hab!), verfolgen sie aber anscheinend auf individuelle Art und Weise, mit leicht unterschiedlichen Methoden.

Ein kleines Outing zum Schluß kann ich mir jedoch nicht verkneifen:
Ja, ich habe bereits dreimal „Geschichten erschaffen und dafür das Medium Rollenspiel benutzt".
Zweimal mußten RPG-Anfänger und einmal DSA-Anfänger dran glauben. Da die Delinquenten aber alle recht neu in unserem heißgeliebten sozialkommunikativen (bzw. narrativen bzw. taktisch-abenteuerlichen) Medium waren, fiel es nicht auf.

Liebe Grüße,

Cyberfrog – der keine Zeit mehr hat, süffisant in sich rein zu schmunzeln, weil er jetzt Koffer packen muß

Georgios hat gesagt…

Um das mal etwas entspannter zu klären... ich plädiere hier für die alte Regel des "Einfach nur Rollenspielen" und erweitere das um "Gerade auch wenn man Spaß an Story/Geschichte/etc. hat".

Ich bin nämlich verstärkt der Ansicht, dass Fixierung auf Dramaturgie, Plottheorie, etc. die meisten Rollenspielrunden gegen die Wand fahren lässt.

Anonym hat gesagt…

"Einfach nur Rollenspielen"

Genau! Mein Wort. Beide Daumen hoch.

Hoffentlich kommt jetzt niemand, der "einfach nur" sezieren, genauer analysieren und endgültig definieren will.... :-)

in diesem Sinne,

cyberfrog - der schnell fertigpacken muß....

Mac Guffin hat gesagt…

Hallo

Die Argumentation weißt auf der einen Seite Fehler auf und trifft auf der anderen einen bedeutenden Punkt. Fehlerhaft ist ganz sicher der Teil mit "wie Filme wegen der Special Effects zu schauen" usw. Die Vergleiche hinken.

Einverstanden bin ich mit dem Punkt das Rollenspiel Gefühle auslösen muss um spannend zu sein. Darin liegt die Aufgabe des Spielleiters. Er muss es schaffen die Spieler bei den Gefühlen zu packen. Dies ist über verschiedene Wege möglich. Die Story kann dabei unterschiedlich stark in den Fokus gerückt werden. Es geht aber ganz bestimmt nicht ohne Story. Gefühle ohne Story auszulösen ist möglich aber sinnlos. Eine simple Aneinanderreihung von Effekthascherei mag kurzfristig zu begeistern, wirkt schlussendlich nur hohl. Der Mensch will einen Sinn im ganzen sehen und genau dazu ist die Story da.

Abschließend eine Bitte. Es mag zwar verlocken sein sich seinen Frust in ein Blog zu schreiben. Wenn dabei andere wahllos angegriffen werden, wäre Vorsicht angebracht. Es könnte ja sein das es nicht nur ein entweder oder gibt, sondern ein sowohl als auch.

Georgios hat gesagt…

@MacGuffin

Ich denke du bürdest dem SL zu viel Verantwortung auf. Auch würde ich dir nicht zustimmen, dass es der SL ist, der die Spieler emotional zu packen hat. Daran ist jeder am Tisch beteiligt (passiv wie auch aktiv). Manchmal muss man sich dessen erst bewusst sein, damit es funktioniert. Aber in jedem der Fälle, führt die Verlagerung auf "Geschichten erzählen" nicht zum Ziel, sondern eher davon weg.

Zur Bitte: Genau das war doch der Grund für diesen Beitrag, und weshalb er dir vermutlich so gefrustet vorkommt. Die Behauptung, dass Storygenuss bzw. Storywertschätzung ein gänzlich anderes Hobby ist, als "normales Rollenspiel", halte ich für ausgemachten Blödsinn. Was vor allem daran liegt, dass eben diese Vorliebe danke einiger Leute einen Ruf als überintellektualisiertes Erzähltheater bekommen hat.

Es stört mich ganz einfach, wenn dieser verunglimpfende Unsinn auch noch bereitwillig von Leuten akzpetiert wird.

Anonym hat gesagt…

Verstehe ich das richtig?

Wir spielen Rollenspiele, weil wir Rollenspiele spielen wollen. Wer Rollenspiele spielt um Geschichten zu erzählen, spielt gar keine Rollenspiele, sondern erzählt Geschichten.

Logisch, aber redundant. Was soll mir der Post vermitteln?

Anonym hat gesagt…

"Logisch, aber redundant. Was soll mir der Post vermitteln?"

U.a. dass das Schisma von dem Nebelland faselt, Unsinn ist.

Denn offensichtlich ist es für einige Leute eben nicht logisch, aber redundant.

Taysal hat gesagt…

Was ist denn für dich Rollenspiel und was sind für dich die Ziele eines Rollenspiels?

Anonym hat gesagt…

Hier Boba nochmal:

"Es geht mir allein darum zu sagen, dass eine Geschichte im Rollenspiel toll zu finden und haben zu wollen einen noch nicht in ein ganz anderes Hobby verschlägt. Das passiert erst, wenn man "Geschichten erschafft und dafür das Medium Rollenspiel benutzt". Allerdings denke ich, dass das auf die wenigsten Rollenspieler zutrifft."

Okay, das kann man so stehen lassen, kein Widerspruch.
Allerdings hast Du diese Botschaft in Deinem Blogeintrag extrem kryptisch versteckt.
Da liest man etwas ganz anderes heraus, nämlich eigentlich genau das Gegenteil - deswegen wahrscheinlich auch die Konfusion des Cyberfogs und meiner Wenigkeit...

Mac Guffin hat gesagt…

@ Georgios

Da pflichte ich bei. Der SL hat nicht allein die Verantwortung dafür, dass die Spieler emotional gepackt werden, die Grundlage dazu muss der Spielleiter legen. Dadurch hat er die Schlüsselposition.

"Die Behauptung, dass Storygenuss bzw. Storywertschätzung ein gänzlich anderes Hobby ist, als "normales Rollenspiel", halte ich für ausgemachten Blödsinn."

Kann ich absolut dahinter stehen. Manchmal sieht man Unterschiede wo keine sind. Rollenspiel kann beides beinhalten.

Mir ist nicht ganz klar wieso der Post nach meinem Empfinden eher spitz daher gekommen ist.